Bei der Einheit für Kinder und Erwachsene aus heilpädagogischen Einrichtungen, sitzen die Reiter wöchentlich oder vierzehntägig zwischen fünf und 20 Minuten auf dem Pferd, je nach Gruppengröße und wie lange die anberaumte Zeit ist. Reiter, die in der Gruppe von einer Einrichtung aus kommen, lernen in der Zeit, in der sie sich nicht auf dem Pferd befinden, sich zu gedulden und sich der Gruppe anzupassen und an den derweil angebotenen Aktivitäten teilzunehmen. Die Reiter, die gerade auf dem Pferd sitzen, werden durch Motivation und positive Verstärkung gefördert. Oft besteht eine erste Schwierigkeit, auf das Pferd hinaufzukommen. Durch das Heranziehen einer Aufsteighilfe wird dies den Reitern vereinfacht und auch der Rücken der Pferde und der eigene werden geschont. Zu Beginn darf die Bewegung des Pferdes genossen und verarbeitet werden. Bei aggressiven Kindern wirkt der Bewegungsablauf des Pferdes beruhigend.
Es darf grundsätzlich selber entschieden werden, in welchen Gangarten geritten wird. Auch werden Bewegungsimpulse von außen gegeben. Übungen wie z. B. eine Mühle (Aus dem Vorwärtssitz im Schritt wird ein Bein über den Pferdehals in den Innensitz gehoben, dann zum Rückwärtssitz, Außensitz und wieder zum Sitz, sodass eine ganze Drehung auf dem Pferd vollzogen wird) können Aufschluss über Unsicherheiten im Sitz in bestimmten Positionen, über die Grifftechnik (Festklammern an den Griffen), über Gelenkigkeit (Höhe der Beine, Umgreifen der Arme), über Rechts-Links-Orientierung und die Bewegungsplanung und –Durchführung geben. Bei der Arm-/Beinfahne dagegen (aus der Bankstellung auf dem Pferderücken werden im Stand oder Schritt zuerst je ein Arm und dann je ein Bein ausgestreckt) kann die Streckung der Gliedmaßen, die Seitigkeit, die Dauer des Spannungserhalts und die Höhe des Arms/Beins beobachtet werden. Beim Überqueren eines Hindernisses (das Kind soll mit geschlossenen Augen die Stelle spüren, an der das Pferd über eine auf dem Boden liegende Stange schreitet) soll das Kind die veränderte Schrittlänge/Hubhöhe der Pferdebeine erkennen und die Konzentrationsspanne mit geschlossenen Augen wird gefördert.
Dies sind beispielhaft drei von hunderten Übungen, um Defizite zu erkennen und diese Menschen dann in den jeweiligen Bereichen entsprechend zu fördern. Zu Beginn jeder Einheit werden die Reiter dazu aufgefordert, sich mit ihrem Namen dem Pferd vorzustellen, um sich selber ihre Namen bewusst zu machen und das korrekte Sprechen zu üben. Anschließend werden die Teilnehmer animiert „Abzuschnauben“, sprich die Luft durch den Mund auszuatmen, wobei die Lippen „flattern“ sollen. Dies ist dazu da, um eventuelle, durch Anspannung angehaltene Luft loszuwerden und somit leichter zu entspannen. Pferde schnauben nur dann ab, wenn sie einen gewissen Punkt von Gelassenheit und Zufriedenheit erreicht habe. In vielen Fällen „antworten“ die Pferde den Reitern ebenfalls mit Abschnauben.
Der Ponyclub findet wöchentlich an einem festen Wochentag auf meinem Hof für 2 ½ Stunden statt. Die teilnehmenden Kinder im Alter von 6-14 Jahren werden von ihren Eltern gebracht, verbringen die Zeit alleine auf dem Hof, und werden dann wieder abgeholt. Hier ist es den Teilnehmern möglich, nicht nur das Reiten an sich zu erleben, sondern auch das gesamte Drumherum. Die Ponys müssen von der Weide geholt, geputzt, gesattelt, geritten und anschließend versorgt werden. Die Kinder haben außerdem die Möglichkeit, all ihre Ideen und Wünsche mit einzubringen, welche dann nach weitestgehend umgesetzt werden, z. B. Ausreiten, Theorie, Bodenarbeit, Sattelzeug putzen oder Gelassenheitstraining. Die Kinder können hier lernen, selbständig zu handeln, haben die Möglichkeit sich auszuprobieren und können alles bei den Ponys loswerden, was sie gerade beschäftigt (z. B. Ärger mit den Lehrern oder den Eltern).
Das Putzen des Ponys beispielsweise dient nicht nur der Sauberkeit des Tieres, sondern bewirkt noch weitaus mehr. Die Kinder lernen die Tiere und ihr Verhalten besser kennen und gelangen damit zu mehr Vertrauen. Die Pferde lassen die Kinder wissen, was ihnen angenehm ist und was nicht. Die Tagesform der Tiere wird erkannt, und dieses Wissen kann beim anschließenden Reiten von Vorteil sein. Auch die Gesundheit des Tieres wird hierbei überprüft, z. B. ob Verletzungen oder andere Beschwerden vorhanden sind.
Auch bei dieser Methodik befindet sich keinesfalls die reiterliche Entwicklung im Vordergrund, sondern die Freude, die Experimentierfreudigkeit und das bewusste und unbewusste Bearbeiten persönlicher Defizite. Auch der Spaß, den die Kinder im Umgang mit den Pferden und den anderen Kindern haben sollen, spielt hier eine sehr gewichtige Rolle.
Bei der Volti-Gruppe (abgeleitet von Voltigieren) sind sechs Kinder am oder auf dem Pferd für eine halbe Stunde aktiv. Diese Gruppe ist für alle Kinder geeignet, die Reiten oder Voltigieren lernen wollen, oder aber auch für Kinder, die das heilpädagogische Reiten nicht mehr benötigen. Hier werden ähnliche Übungen wie bei den heilpädagogischen Einheiten angeboten, bei denen die Kinder allerdings deutlich weniger Schwierigkeiten erleben und diese dann in den Anforderungen variiert werden. Es wird langsam auf das Reiten im Sattel vorbereitet und stellenweise bereits auf einen korrekten Sitz geachtet. Trotz allem dürfen die Kinder weitestgehende selber entscheiden, was und wie sie es machen wollen. In der Zeit, in der die Kinder nicht auf dem Pferd sind, werden sie motiviert, im Kreis hinter dem Pferd herzulaufen und verschiedene Aktivitäten, wie z. B. auf einem Bein hüpfen oder Rückwärtslaufen, durchzuführen. Es wird Geduld von den Kindern gefordert, da jedes etwa fünf Minuten auf dem Pferd verbringt, und die verbleibende Zeit anders gestaltet wird.
Auch die Konzentration der Kinder wird stark beansprucht, da sie sowohl um das als auch an dem Pferd ständig aufmerksam sein müssen. Schauen, was als nächstes gemacht wird, mit Tempoveränderungen des Pferdes jederzeit rechnen und schwierige Übungen verlangen ständige Konzentration. Ein wichtiger Aspekt dieser Einheit ist ebenfalls der Spaß mit dem Pferd und der Gruppe. Es soll ein positiver, freudiger und nicht von Drill gezeichneter Einstieg in den Bereich der Reiterei gewährleistet werden.
Diese Einheit verläuft wöchentlich über eine Stunde. Sie ist besonders für Neu- und/oder Wiedereinsteiger geeignet, die sich in einer konventionellen Reitschule nicht gut aufgehoben fühlen. Menschen, die mit ihrem Körper nicht zufrieden sind und dadurch Schamgefühle besitzen. Menschen, die befürchten, den Anforderungen einer Reitschule nicht gerecht zu werden. Menschen, die viel Zeit benötigen, um sich auf dem Pferd wohl und sicher zu fühlen, kommen zu dieser Reiteinheit. Hier hat jeder die Zeit, die er benötigt, um Neues ausprobieren zu wollen. Ich bin anwesend, um zur bewussten Körperwahrnehmung zu motivieren, um Fragen von Seiten der Reiter zu beantworten und um, wenn benötigt, Hilfestellung zu geben. Ansonsten hat jeder Reiter die Möglichkeit, seine ureigenen Defizite und Ängste mit oder ohne Hilfe aufzuarbeiten und sich auszuprobieren.
Das Ponycamp ist von der Struktur dem Ponyclub gleich. In den Ferien findet es über eine ganze Woche hinweg statt. Die Kinder kommen morgens um neun und werden mittags gegen ein Uhr wieder abgeholt. Sie bringen ihr Frühstück, welches nach der ersten Reiteinheit gemeinsam eingenommen wird, mit. Anschließend folgt eine zweite Reiteinheit. Zeit, die nicht an oder auf dem Pferd verbracht wird, nutzen die Kinder auf dem Trampolin, das sich direkt neben dem Stall befindet. Hier haben sie die Möglichkeit, ihre Anspannung durch das häufige Konzentrieren „wegzuhopsen“ und auch eigenständig Lösungsstrategien bei anliegenden Auseinandersetzungen zu entwickeln. Das Ponycamp ist nicht ortsgebunden und kann an jedem beliebigen Ort, an dem genügend Platz vorhanden ist, stattfinden.