Als Basis benötigt derjenige, der das heilpädagogische Reiten anbieten möchte, eine pädagogische oder psychologische Ausbildung. Hierunter fallen z. B. Sonder-, Heil- und Sozialpädagogen, sowie Lehrer und Erzieher. Es kann mit abgeschlossener Ausbildung eine Fortbildung im Bereich des heilpädagogischen Reitens und Voltigierers (im folgenden Text mit HPR/V abgekürzt) absolviert werden. Hierfür ist außerdem eine Trainer C Lizenz im Bereich des Reitens oder Voltigierers erforderlich. Diese kann bei der FN (Federation nationale = Deutsche Reiterliche Vereinigung) erworben werden.
Ich habe nach Abschluss meines Schulbesuches eine Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen und bin in meinem Beruf bis einschließlich Juni 2002 tätig gewesen. In meiner Freizeit widmete ich mich dem Reitsport und qualifizierte mich zur Reitlehrerin. Im Jahre 1983 gründete und leitete ich bis zum Jahre 2002 eine Einrichtung für geistig beeinträchtigte Menschen mit Arbeitstherapie mit dem Schwerpunkt der Pferdezucht. Ich besitze einen Hof in Emmelsbüll-Horsbüll, auf dem 7 Pferde und Ponys beheimatet sind, und ein Reitplatz vorhanden ist.
Meine Aufgabe ist es, die Kursteilnehmer entsprechend ihren Fähigkeiten anzuleiten und zu motivieren – wobei die persönliche Entwicklung vor der reit sportlichen Ausbildung steht. Auch die Wahl geeigneter Pferde fällt in meinen Zuständigkeitsbereich.
Außerdem besitze ich eine Zusatzqualifikation im Bereich des Reitens nach Feldenkrais.
„Das Unmögliche wird möglich,
das Schwierige leicht,
und das Leichte angenehm“
Bei der Arbeit nach Feldenkrais handelt es sich um die Arbeit an unserer Möglichkeit, das Lernen zu lernen, und unseren Körper und uns klar und bewusst weiterzuentwickeln. Die Körperlichkeit ist hierbei unser Mittel, uns überhaupt verändern zu können. Jede Bewegung gibt Auskunft über die Qualität der Organisation sehr großer Bereiche unseres Gehirns. Bewegung besteht aus vielen verschiedenen Komponenten:
Zitat von Moshe Feldenkrais aus „Reiten nach Feldenkrais“ S. 9 von M.L.v.d. Sode
Als Feldenkraislehrerin arbeitete ich – dem Prinzip Moshe Feldenkrais´s entsprechend - immer am ganzen Menschen. Diese Zusatzqualifikation ist in allen Bereichen des HPR/V von Vorteil.
Helfen, Anregen, Fördern, Beobachten und Bestätigen zeichnen meine Arbeitsweise beim HPR/V aus. Ich möchte so wenig wie möglich und so viel wie nötig Vorgaben geben. Je sachorientierter ich agiere, desto mehr kann das Pferd bei der Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen Teilnehmers helfen, womit der Kern des HPR/V genannt ist. Sachorientierte Partnerschaft zwischen Pädagoge und Teilnehmer ist ein soziales Gefüge, dessen Strukturen die Partner untereinander regeln. Intensive, emotional geprägte Bindungen erschweren in vielen Fällen eine Sachorientierung in der Partnerschaft.
Alle Entscheidungen, die im Zusammenhang mit den vorgeschlagenen und abgesprochenen Vorhaben bzw. Zielen getroffen werden, müssen an der Sache orientiert sein. Dies setzt eine gewisse Sachanalyse voraus.
Hingegen eine personenorientierte Partnerschaft ermöglicht ein Abwälzen der geforderten Eigenverantwortung und öffnet damit unter Umständen das Tor zum destruktiven Verhalten.
Beim konstruktiven Verhalten dagegen wird der Partner so akzeptiert, wie er ist und wird als vollwertiger Partner mit seinen Qualitäten, Stärken und Schwächen akzeptiert. Änderungen können nur von den Teilnehmern selbst vollzogen werden. Den anderen ändern zu wollen, bedeutet Manipulation und verletzt die Partnerschaft. Allerdings können sachorientierte Impulse helfen, dass der Partner einen Einblick in die Ursachen nehmen kann, da Fehlverhalten erst bewusst gemacht werden muss, bevor etwas geändert werden kann.
„Ein Mensch vermag einen anderen nicht einen Deut zu ändern. Das muss der andere selber tun. Ein Partner kann ihm wohl behilflich sein, aber zu ändern vermag er den anderen nicht.“
Eine echte Partnerschaft befindet sich ständig im Prozess und setzt eine gewisse Risikobereitschaft voraus, da mögliche Fehlentscheidungen und daraus folgende Konsequenzen nicht auszuschließen sind. Sie fordert stets Wachsamkeit, Offenheit und vorbehaltlose Reflexionswilligkeit aller Mitglieder, ebenso die Bereitschaft, auch Veränderungen des eigenen Verhaltens vorzunehmen.
Zitat C.R. Rogers aus „Partnerschaftlich miteinander umgehen“ S.30 von Antonius Kröger